Ortswanderung - Teil 07

Die Ückeritzer Malerkolonie

(um 1931)

Transkript

Musik, Stimmen, Gläser klingen

„Herr Manigk, Herr Manigk? Ach, guten Tag, sind Sie Herr Manigk?“
„Guten Tag, Fräulein, so förmlich sind wir hier eigentlich nicht. Nennen sie mich doch gerne einfach Otto. Und sie sind?“
„Oh, Anna, Anna Wegner. Also auch ganz einfach Anna. Ich bin so froh, dass ich sie gefunden habe, sobald ich hier in Ückeritz angekommen bin, habe ich mich durch gefragt. Im [Lachen] Dorf hieß es, ich soll in die Waldstraße gehen und dann einfach nur der Musik folgen.“
[Freundliches Lachen] „Ach so oft kommt das auch nicht vor. Aber manchmal gibt es einfach einen guten Grund zum Feiern. Sehen Sie das Paar dort hinten? Das sind meine Schwester Luise und mein bester Freund Herbert Wegehaupt.“
„Mhh.“
„Kommt selten genug vor dass die beiden mich mit einem Besuch beirren, da haben wir mit ein paar Freunden ein Gartenfest veranstaltet. Ach so, was führt sie denn eigentlich hier her?“
[Im Hintergrund Musik und Stimmen]
„Ach, hat Herr Walter-Kurau ihnen nicht geschrieben? Er sagte, dass sie hier im Sommer Malkurse veranstalten. Sie waren selbst mal Schüler bei ihm nicht wahr? Er hat sie in den höchsten Tönen gelobt.“
„Ach ja, richtig. Der liebe Johann. Ich hatte einen Brief bekommen, in dem er die Ankunft einer talentierten jungen Dame ankündigte. Ich fürchte allerdings, dass sie zu früh sind. Der Kurs beginnt erst in zwei Tagen.“
„Nein, nein. Keine Sorge, ich wollte mich nur vorstellen. Ich bin absichtlich etwas früher hierher gefahren, um mich mit der Insel vertraut zu machen. Diese raue Natur hat es mir angetan.“
„Nicht nur ihnen. Seit ich das erste Mal hierher kam, hat Usedom mich nicht mehr losgelassen. Meinen Freund Herbert da hinten übrigens auch nicht. Er malt ebenfalls. Diese Farben hier oben und bei Johann Walter-Kurau habe ich übrigens eine der wichtigsten Lektionen überhaupt gelernt. Es geht nicht darum, die Natur einfach nur zu kopieren. Man muss eher versuchen sie in ihrer Essenz darzustellen vereinfacht und reduziert auf das, was ihr eigen ist. Das kann dann auch durchaus abstraktere Formen annehmen. Oh. Nun ja, aber über solche Dinge können wir in dem Kurs noch ausführlich sprechen. Anna?“
„Mhh.“ [Gläser klingen]
„Machen Sie uns doch die Freude und gesellen sie sich ein bisschen zu uns.“
„Sehr gern!“


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