Die ersten Badegäste

Schritte, wiederholtes Klingeln

„Na Hans, mal wieder als Postbeamter tätig?“
„Weißt du doch, Käthe. Einmal im Jahr brauchen wir ein Postamt, damit die Badegäste ihre Postkarten abschicken können. Die Arbeit will ja kaum jemand anderes aus dem Ort machen.“
[Zustimmendes] „Mmmhh.“
„Aber seit ich wegen meinem lahmen Bein nicht mehr heraus rausfahren kann, ist es mir einerlei. Immerhin gibt es hier ein bisschen Abwechslung. Es kommen jeden Tag Badegäste vorbei.“
„Ja, werden ja auch von Jahr zu Jahr mehr. Ich weiß noch. Vor fünfzehn Jahren da kamen insgesamt einundzwanzig Badegäste. Da waren wir kaum drauf eingestellt. Beide Gasthäuser waren randvoll belegt und ein paar Gäste mussten noch privat wohnen. [Lachen] Ah, zumindest kam ein bisschen Leben in den Ort. Tagsüber waren die Gäste am Strand oder im Wald, aber abends, da war beim Schölermann was los. Kanntest du die noch? Die Gaststube Schölermann? Och, bin da oft selbst hin, war ja noch ein junges Ding. Es gab Flaschenbier und dünnen Kaffee. Manche haben Zigarren geraucht. Aber nur so billige Dinge, das hat furchtbar gestunken. Und manchmal, wenn der blinde Klavierspieler aus Aalbeck spielte, haben wir sogar das Tanz geschwungen.“
[Lachen]
„Klar kann ich mich noch erinnern. Meine Mutter hat mir aber verboten zum Schölermann zu gehen.“
[Lachendes] „Ohhh“
„Sie machte sich Sorgen um meine Moral, glaube ich.“
[Lachen]
„Tja, mittlerweile hat er geschlossen und es kommen gut und gerne 30 mal so viele Gäste hierher wie damals. Hast du gehört, dass hier bald vielleicht sogar eine Bahn halten soll?“
[Lachen]
„Soweit ich weiß verhindern, dass bisher vor allem die Heringsdorfer. Wenn es nach denen geht, sollen nur zahlungskräftige Badegäste kommen, nicht die einfachen Arbeiter aus Berlin, die hier oben bei uns einfach mal eine gute Zeit verbringen wollen.“
[Lachen]
„Also mir sind die einfachen Leute tausendmal mal lieber. Die feinen Pinkel können meinetwegen auch auf Rügen Urlaub machen.“

Gemeinsames Lachen, klingeln, zustimmendes Ja von Hans