Ortswanderung - Teil 02

Frondienste der Ückeritzer Bauern

(16. Jahrhundert)

Transkript

Vogelgezwitscher und Pferdegetrappel ...


„Halt!“
„Wenn das nicht der werte Steuereintreiber ist. [Pferdegewieher] Wie habt ihr mich denn in diesem entlegenen Winkel gefunden? Na das habe ich früh gelernt. Die Steuer kommt so sicher wie der Sensenmann.“ [Mähgeräusche]
„Ich sorge nur für die Durchsetzung von Recht und Ordnung. Das wirst du wohl verstehen. Und da ich dich hier schon beim Mähen eures Feldes antreffe. Wo ist denn dein Sensenmann, ich sehe hier nur eine Sensenfrau vor mir.“ [Pferdegeräusche]
„Er ist nicht da. Er musste nach Ückeritz zum Kornmarkt.“
„Aha, das ist kaum eine halbe Stunde entfernt. Warum ist er noch nicht zurück?“
„Das weiß nur der Herr allein. Mir hat er jedenfalls nichts gesagt. Ich habe auch nichts für euch. Ihr könnt gern all’ meine eine Säcke hier durchsuchen.“
„Du weißt ganz genau, dass ich nicht nach Korn suche. Deinen Mann suche ich, der ist nämlich seinen Frondienst schuldig geblieben, zweimal wurde er schon bestellt. Der Gutsherr ist sehr langmutig gewesen, aber auch seine Geduld reißt bald.“
„Ach, da können wir nur dankbar sein, für so einen gut herzigen Herrn. Dass mein Mann, wie ein Leibeigener behandelt wird, das nennt ihr gutherzig? Dass er von früh bis spät ackert, um seine Familie zu versorgen und dann soll er noch für den Gutsherrn ackern, bis sein Kreuz bricht?“
„Hey.“
„Das nennt ihr gutherzig? Eine arme Frau vorzeitig zur Witwe machen? Was soll ich denn tun, wenn mein Mann vor lauter Arbeit tot zusammen bricht und das nur, weil Getreide jetzt so viel wert ist, deswegen werden alle Bauern hier in der Gegend geschunden und ihrer Freiheit beraubt und müssen noch zusätzlich für die Gutsherren auf den Feldern arbeiten.“
„So beruhige dich doch. Du weißt, dass dein Gutsherr zugleich auch dein Gerichtsherr ist. Du bist eine fleißige Frau, das sehe ich. Es würde mir leid tun deine Rede dem Gutsherrn zu melden. Wenn du also deinen Mann siehst, sag ihm, er soll unverzüglich zum Frondienst erscheinen.“
[Entmutigtes Stöhnen]
„Das tue ich. Und wenn das alles war, dann lasst mich jetzt wieder meine Arbeit machen.“
„Hey hü“

Pferdegetrappel, Mähgeräusche


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