In der Weihnachtsbäckerei

Von Inselglitzern und Pfeffernüssen. Wenn es draußen ungemütlich und kalt wird, die Finger klamm und die Nasen rot gefroren vom eisigen Nordost sind, wenn überall Lichter die Welt in warmes Glitzern tauchen, dann ist sie da, die schönste und kuscheligste Zeit des Jahres: die Adventszeit. Für viele ist sie der Inbegriff von Behaglichkeit. Kerzenlicht, Plätzchenduft ...

... und eine kuschelige Decke – das Leben kann so schön sein, wenn man sich ein bisschen Zeit dafür nimmt.

Denn nicht der perfekte Tannenbaum oder die Vielzahl der Geschenke, nach denen manche sich die Hacken wundlaufen, machen diese Zeit zu einer ganz besonderen. Es ist das bewusste Genießen von Momenten und die gemeinsame Zeit mit den Menschen, die einem am Herzen liegen.

Inselglitzern

Wie wäre es mit einem Spaziergang – dick eingemummelt – am Strand der Bernsteinbäder entlang? Wer Ruhe, Weite und Inselglitzern mag, ist auf den Promenaden von Zempin, Koserow, Loddin und Ückeritz genau richtig. Hier geht es besinnlicher und beschaulicher zu als in manch einer Großstadt, in der Fahrgeschäfte und Last Christmas-Variationen die Spaziergänger an jeder Ecke beschallen. Festlich geschmückt mit Lichtern, Torbögen, Weihnachtskugeln und Weihnachtsbäumen sind die Promenaden der vier Seebäder. Auch die Vorgärten der Häuser und die Koserower Kirche erstrahlen im vorweihnachtlichen Lichterglanz. So mancher Stand lockt mit wärmenden Köstlichkeiten.

Ein Abstecher auf die neue Koserower Seebrücke lohnt sich. Vor allem, wenn es allmählich dunkel wird. Denn dann ist der wellenförmige Seesteg dank seiner Beleuchtung ein echter Hingucker. Nicht vergessen, ein Foto vor dem Inselglitzer-Rahmen gleich neben der Brücke zu machen. Der größte, beleuchtete Tannenbaum steht übrigens im Vorgarten der Kurverwaltung in Loddin.

So richtig weihnachtlich jedoch wird es, wenn die Hände nach einem wärmenden Getränk zu Hause wieder aufgetaut sind. Denn dann ist es Zeit, zum Plätzchen backen. Die gelingen am besten – und das ist weder Witz noch Werbung – mit dem Zempiner Backheft Nr. 3. Herausgegeben hat es der Heimatverein Zempin. „Gesammelt sind in ihm die alten, von der Oma oder der Tante weitergereichten Rezepte“, verrät Hilde Stockmann, die Vorsitzende des Vereins. Während in Heft 1 und 2 Fischrezepte aus Zempin zusammengetragen wurden, kam den Vereinsmitgliedern nach dem jährlichen Adventsbasar die Idee, ihre Rezepte, nach denen sie ohnehin ständig gefragt werden, in dem kleinen Heftchen zum Nachbacken anzubieten. Die Rezepte sind einfach und benötigen keine außergewöhnlichen Gewürze. Und was das Wichtigste ist: Sie gelingen. Erhältlich ist das Zempiner Backheft unter anderem in der Touristinformation des kleinsten Seebades der Insel.

Süße Pfeffernüsse

Für den Selbsttest ausgesucht, wurden die süßen Pfeffernüsse, die laut Heft wie vom Bäcker Döring schmecken sollen. Gesagt, getan. Butter, Zucker, Eier, Mehl, Backpulver, ein wenig Sahne, Mandelöl und Zitronat waren schnell beisammen und zu einem Teig verknetet. Wer allerdings nicht gleich eine Großfamilie mit Pfeffernüssen versorgen möchte, dem sei die Hälfte der angegebenen Mengen angeraten. Am Ende ergibt das dann zwei Bleche voll leckerer Plätzchen. Die Masse wird zu einer Rolle geformt, in Folie eingeschlagen und über Nacht in den Kühlschrank gelegt.

Wer den Teig am Tag zuvor schon vorbereitet hat, kann nach dem Adventsspaziergang sogleich loslegen und die Rolle in anderthalb Zentimeter dicke Scheiben schneiden. Im vorgeheizten Backofen (180° C) sind die nach 15 Minuten goldbraun und duften so herrlich, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Vorsicht! Hat man einmal angefangen zu naschen, kann man nicht wieder aufhören.

Hilde Stockmann, die von 1990 bis 2004 sogar Bürgermeisterin von Zempin war, liebt übrigens Weihnachten sehr. Der Gang in die Koserower Kirche gehört für sie auf jeden Fall zum Fest dazu. Genauso wie eine Gans. An ihre erste, selbst zubereitete kann sie sich noch genau erinnern. „Das war 1964 und wir haben sie sogar fotografiert“, erzählt sie. Auch sie hat für das Zempiner Backheft ein Rezept beigesteuert. Es sind die Biskuitwaffeln ihrer Oma Elsbeth aus Stettin. Für Hilde Stockmann der absolute Hit. Denn sie seien nicht nur einfach zu machen, sondern mit Sahne oder Apfelmus auch unglaublich vielfältig zu naschen.

„Leise fällt der Schnee zur Erde.
Schenkt der Welt ein glitzernd Kleid.
In den Fenstern leuchten Kerzen.
Erhellen sanft die Dunkelheit.
In den Stuben klingen Lieder.
Freude zieht in jedes Haus.
Wünsche, Hoffnung, mehr noch Segen
tauschen Menschen herzlich aus.
Alte Weisen künden wieder
von dem Wunder, das gebracht –
klein, voll Wärme, Liebe gebend
wie ein Licht in dunkler Nacht.“

(Sandra Grüning)

Wer nach Inselglitzern und Plätzchengenuss die Füße hochlegt und träumt, hat es gefunden: Das besinnliche Adventsgefühl. Weitere Informationen zum Inselglitzern auf Usedom finden Sie hier.

Text: Sandra Grüning – Textwerkstatt Küstenkind

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