Mit dem Rad unterwegs in den Bernsteinbädern

Im Paradies der Pedalritter

Die Frühlingsostsee rauscht fröhlich an die breiten Strände der Bäder in der Inselmitte. Keine Frage, sie ist der Magnet für Meersüchtige und schwerverliebte Schaumkronenwellensammler.

Doch jeder, der die Nase auch schon einmal aus dem Wind über die Düne gestreckt hat, weiß, dass die Bernsteinbäder mehr zu bieten haben als Strand und Meer. Wer die Natur liebt und gern aktiv unterwegs ist, für den sind Zempin, Koserow, Loddin und Ückeritz, aber auch der Rest des Eilandes ein spannendes Paradies, das es zu entdecken gilt. Landschaften wie aus dem Bilderbuch warten mit ihren weiten Wiesen und wogenden Feldern, uralten Wäldern und versteckten Achterwasserbuchten nur darauf, von Abenteuerwilligen bestaunt zu werden.

Vor allem für Zweiradbegeisterte bietet die Mitte der Ostseeinsel interessante Routen und Ausflugsorte. Ein mehr als 200 Kilometer langes, gut ausgebautes Radwegenetz führt Bewegungsfreudige über die ganze Insel bis in die verstecktesten Winkel – weitab des Strandtrubels und des Autolärms. Die Strecken sind so vielfältig wie die Landschaft. Da trifft es sich gut, dass es mehrmals in der Woche geführte Radtouren in den Bernsteinbädern gibt – mit waschechten Inselguides, die die Pedalritter zu den Highlights und Must-sees führen, dabei aber auch die weniger bekannten und eher versteckten Eckchen nicht vergessen.

Auf Tour

Frank Schröder vom Naturpark Insel Usedom kennt die Natur rund um die Bernsteinbäder wie seine Hosentasche. „Ich könnte den ganzen Tag draußen sein“, schwärmt der leidenschaftliche Radler, der trotz aller E-Bike-Trends an seinem 25 Jahre alten Drahtesel mit 5-Gang Nabenschaltung hängt. „Der hält fit und jung“, lacht er.

Von Mai bis Oktober nimmt der Naturpark-Ranger Bikefans – ganz gleich, ob elektrisch- oder muskelbetrieben – jeden Mittwoch zu einer Radtour durch die vier Bernsteinbäder mit. Um 9.30 Uhr geht es an der Koserower Kurverwaltung in der Hauptstraße des Seebades los. Die Strecke verläuft auf idyllischen Wegen mittenmang durch die Natur. Vom Streckelsberg mit seiner fantastischen Aussicht auf die Ostsee über den Kölpinsee, querfeldein bis zur Ückeritzer Künstlerkolonie und zum verwunschenen Wockninsee über den Kanickelberg am Achterwasser und an der Melle entlang durch das alte Fischerdörfchen Loddin zurück nach Koserow.

Die Tour ist knapp 22 Kilometer lang und dauert etwa fünf Stunden. Wer sich für Land und Leute und natürlich die landschaftlichen Besonderheiten interessiert, kann von Frank Schröder eine Menge erfahren. Ob Eisvogel, Schlange oder Seeadler – er weiß, wo sie zu finden sind und wo man sie am besten beobachten kann. Auch über die Leute, die hier auf dem Pommerneiland leben, weiß er viele Geschichten und Anekdoten zu erzählen. Natürlich wird nach den anstrengenden Bergetappen auf den Streckelsberg oder das Loddiner Höft auch eine energieauffüllende Pause eingelegt. Und auch sonst ist Frank Schröder eher entspannt unterwegs. „Es soll kein Rennen sein. Wir wollen ja etwas sehen“, sagt er. Seine kleine Inselmittentour kommt so gut an, dass er jedes Jahr etliche Wiederholungstäter unter seinen Mitfahrern hat.

 

Genauso geht es dem Koserower Thomas Pfennig. Er ist als zweiter Radguide für die Bernsteinbäder unterwegs und bietet von Mai bis Oktober gleich mehrere Touren an, bei denen er die Teilnehmer an den Touristinformationen von Zempin, Koserow, Loddin und Ückeritz abholt und mit ihnen nicht nur durch die schönen Bernsteinbäder fährt, sondern sie auch in die lauschigsten Orte des Hinterlandes mitnimmt.

Drei verschiedene Touren bietet er an. Seine Sieben-Seen-Blick-Tour „Rund um den Schmollensee“ führt die Inselentdecker in die Usedomer Schweiz mit ihren vielen Seen und Hügeln. Denn ja, auch auf Usedom gibt es Höhen und Tiefen, nach deren „Erklimmen“ man wundervolle Aus- und Weitblicke in die Landschaft genießen kann. Seine Tour "Durch das Usedomer Achterland nach Stolpe am Stettiner Haff" bringt die Bewegungsfans entlang des Achterwassers und auf dem Feininger-Radweg zu den zauberhaften Fischerdörfchen des Hinterlandes bis zum romantischen Schloss Stolpe. Eine dritte Radtour hat die idyllische Marina von Krummin an der gleichnamigen Krumminer Wiek zum Ziel. Der verträumte Ort ist für Naturliebhaber und Landschaftsromantiker ein echtes Kleinod.

Pfennigs Radtouren sind alle zwischen 50 und 60 Kilometer lang und haben einen Schwierigkeitsgrad von „leicht bis mittelschwer“. Bei der Geschwindigkeit richtet sich der Inselguide immer nach seinen Gästen. „Ich hatte sogar schon einmal zwei Frauen mit alten Mifa-Klapprädern dabei, bei denen ich ein wenig Angst hatte, dass sie die Benzer Berge nicht schaffen würden. Aber die beiden hatten so viel Humor und Power, dass sie locker mit den E-Bikes mitgehalten haben. Das macht dann richtig Spaß“, schwärmt der Koserower, der schon seit 2016 Touren in den Bernsteinbädern anbietet. „Ich habe so viele unterschiedliche Menschen kennen lernen können, und trotzdem ist jede Tour wieder anders.“ Ins Gespräch kommt er fast immer mit seinen Mitfahrern und verrät dabei auch gerne seine Lieblingsecken wie den Zempiner Hafen zum Sonnenuntergang.

Natürlich wird auf allen Touren an urigen und authentischen Kulinarikpoints ein erfrischender und erquickender Stopp eingelegt. „Schließlich gehört auch der Magengenuss zu einem schönen Raderlebnis dazu“, findet Thomas Pfennig. Dazu gehört zum Beispiel eine Pause in der Bäckerei Langhoff, in der es den wohl leckersten Kuchen der Insel zu verkosten gibt oder eines der gemütlichen Gartencafés, in denen man bei einem kleinen Snack schnell mal die Zeit vergessen kann.

Wer Genaueres über die einzelnen Touren, ihre Routen und die Anmeldung dafür erfahren möchte, findet auf https://bernsteinbaeder-usedom.de/erleben/aktiv/ mehr darüber.

Gut geliehen, ist halb gefahren

Bleibt noch die Frage: Auf dem eigenen Drahtesel durch die Landschaft radeln oder eines direkt vor Ort ausleihen?

Wer sein Rad nicht extra in den Urlaub mitnehmen will, kann sich in der Bernsteinbädern bei gut ausgestatteten Fahrradverleihen ein hochwertiges Urlaubsbike mieten. Vom Tourenrad über Mountainbikes, Kinderräder, Tandems oder Lastenräder bis zum E-Bike können Radler so ziemlich alles ausleihen, was der Fahrradmarkt derzeit zu bieten hat. Bei einigen gibt es auch Kindersitze oder Kinderanhänger. Und manche Fahrradverleiher bringen die Räder sogar direkt zur Ferienwohnung.

Neben den Radstationen von UsedomRad, von denen es in allen vier Bernsteinbädern gleich mehrere gibt, können Inselentdecker bei drei Fahrradverleihern in Zempin, fünf Vermietern in Koserow und zweien in Loddin ein geeignetes Zweirad ausleihen ( https://bernsteinbaeder-usedom.de/service/alles-von-a-bis-z/ ).

Ein ganz besonderes Angebot hält das Bernsteinbad Ückeritz seit diesem April für seine Gäste bereit. So haben alle Inhaber der Ückeritzer Kurkarte kostenfreien Zugriff auf das Mobilitätspaket des Seebades. Und in diesem steckt so einiges drin. Die Ückeritzer UsedomCard-Besitzer können damit nicht nur kostenfrei Bahn sowie Strand-Shuttle und Bimmelbahn fahren. Auch verschiedene Fahrräder können damit kostenfrei ausgeliehen werden. Dazu gehören Tourenräder, Kinderräder, E-Bikes und sogar E-Cargo-Bikes.

Bewegungsliebhabern stehen im Ort an zehn UsedomRad-Stationen die unentgeltlichen Zweiräder zur Verfügung. Davon sind sechs Stationen mit etwa 200 E-Bikes ausgestattet. „Man braucht nur ein bisschen technisches Verständnis und ein Handy. Auf das lädt man die MV-Rad-App herunter, registriert und verifiziert sich mit einem Online-Zahlungsmittel wie Paypal, scannt dann mit der App den QR-Code auf der Kurkarte und anschließend auf dem gewünschten UsedomRad ab und schon kann es losgehen“, erklärt die Ückeritzer Kurdirektorin Corinna Schmidt. Und das Schöne daran ist, dass man das Rad an jeder beliebigen Pedelec-Station von MV-Rad wieder abstellen kann. „Wer also in die anderen Bernsteinbäder oder ins Usedomer Hinterland fahren möchte, dort aber keine Lust mehr hat, kann sein Rad an einer solchen Station abgeben und mit Bus oder Bahn zurückfahren“, freut sich Corinna Schmidt über das praktische und nachhaltige Angebot.

Ein Platten oder einfach eine Schraube locker? In Zempin können Radler bei kleineren Reparaturen an drei Self-Service-Stationen schnell mal selbst Hand anlegen und ihren Drahtesel wieder flottmachen: An den Fahrradreparatur-Stationen am Fremdenverkehrsamt, am Radweg/Strandabgang 7C und auf dem Kurplatz an der Promenade sind Dank der Ausstattung mit hochwertigen Werkzeugen kleinere Blessuren schnell wieder behoben.

Auch einen Tiefstand beim Rad- sowie beim Radlerakku können Pedalritter in den Bernsteinbädern schnell beheben. Denn in allen vier Orten befinden sich an zentraler Stelle E-Bike-Ladestationen – Kurplatz Zempin, Seebrückenvorplatz Koserow, Kölpinsee Loddin und Strandpromenade Ückeritz. Dazu ein erfrischendes Eis oder ein leckeres Fischbrötchen und schon sind die Energiedepots wieder aufgefüllt.

Tipps für eine gelungene Radtour:

• Immer genug zu Trinken mitnehmen. Denn auf Usedom macht die Sonne Urlaub und scheint hier darum sehr viel mehr als sonst in Deutschland. Dehydrieren muss ihretwegen jedoch niemand.

• Wetterfeste Kleidung einpacken. Auf der Insel gibt es etliche Wetterscheiden, so dass man auch mal ganz unerwartet unter einer Regenwolke hindurchfahren muss.

• Die Nummer des Fahrradverleihers nicht vergessen, damit im Notfall geholfen wird.

• Gegenseitig Rücksicht nehmen. Auf den Hauptwegen und Promenaden sind vor allem in der Hochsaison vom Spaziergänger über Inlineskater bis zum Radler oft viele Inselentdecker unterwegs.

 

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