Die Beachboys mit den Riesenharken

Unterwegs mit der Strandreinigung in den Bernsteinbädern

Er ist so weiß und so feinsandig wie der in der Karibik, wunderbar breit und einfach traumhaft schön. Er ist das Ziel aller Meersehnsüchtler und Ostseeträumer. Und auch, wenn hinter der Düne die Natur mindestens genauso schön ist, ist der Strand doch immer noch der eigentliche Schatz.

Aber dort, wo sich viele Menschen aufhalten, bleibt oft so manches liegen, was nicht mehr gebraucht wird. Damit die Strände der Seebäder Zempin, Koserow, Loddin und Ückeritz jeden Tag wieder schnieke aufgeräumt und sauber sind, ist die Strandreinigung mit ihren großen Strandharken mehrmals in der Woche unterwegs und sammelt alles ein, was nicht an den Strand gehört.

Den Beachboys auf den Riesen-Trekkern ist es zu verdanken, dass die Strände der Bernsteinbäder schon morgens wieder aussehen, wie aus dem Ei gepellt. Denn ihr Arbeitstag beginnt, wenn andere noch im kuscheligen Bettchen liegen. Pünktlich zum Sonnenaufgang schaukeln in der Hauptsaison die Strandharke von Heiko Dröse und Matthias Hengstlers Strandharke „Prinzessin“ an der Wasserkante entlang. „Meine Frau hat ihr eine Rundumleuchte aufs Fahrerhaus gebaut. Jetzt hat sie eine Krone und heißt darum Prinzessin“, lacht der große, kräftige Mann.

Ob er den Sonnenaufgang überhaupt noch sieht? „Das ist doch das Schönste. Der ganze Tag liegt noch vor dir. Besser kann er doch gar nicht beginnen“, schwärmt Matthias Hengstler. Der Hüne mit den langen Haaren liebt den Strand und seine Arbeit. „Da ich meist der erste am Strand bin, kann ich gleich noch meiner absoluten Leidenschaft nachgehen. Ich sammle nämlich sehr gerne Bernsteine. Je nach Strömung nehme ich nicht nur die Schaufel zum Mülleinsammeln mit, sondern auch den Köcher“, erzählt er. Ein paar Frühaufsteher hätten ihn wegen des Köchers auch schon mal gefragt, ob er damit den Sand siebe.

Aber zurück zur Strandharke. Sie durchpflügt den feinen Strandsand etwa fünf bis zehn Zentimeter tief und fördert angeschwemmtes Holz und Seegras, aber auch so manchen Müll zutage. Heiko Dröse, der zumeist die Abschnitte zwischen Ückeritz und Koserow befährt, beobachtet die Harke unablässig durch seine Rückspiegel. Bleibt etwas in der Harke hängen, wandert es in den Müllsack. Pfandflaschen seien das, was er am meisten aufliest, aber auch Handys, Babywindeln oder andere Hygieneartikel. „Und wenn Jugendliche abends am Strand verbotenerweise Party machen, ist von unzähligen Zigarettenkippen und leeren Flaschen bis zu Scherben alles Mögliche zu finden“, sagt er. Ab und an stehe auch mal ein Einkaufswagen auf dem Strand. „Manch einen Geländewagen musste ich auch schon vom Strand ziehen“, ergänzt Matthias Hengstler die Fundstücke der etwas anderen Art.

Die Saison beginnt für die beiden im April. Manchmal sogar schon Mitte März. Dann wird mit einer speziellen Siebmaschine – einer BeachTech – der komplette Strand von der Düne bis ans Wasser hinunter grundgereinigt. Die Tiefenreinigungsmaschine durchsiebt den Sand bis auf eine Tiefe von 20 Zentimeter. „Vor der sind selbst Bierdeckel oder Kippen nicht sicher“, erklärt Heiko Dröse. Über das Jahr, so schätzt Matthias Hengstler, bewege er sicher bis zu 600 Tonnen Sand. Dazu gehöre auch, das Freischaufeln von zugewehten Strandaufgängen.

So manches Mal hat Matthias Hengstler mit seinem Harkenungetüm schon Liebespaare aufgeschreckt. „Wenn ich sie aber von Weitem sehen kann, drehe ich die Strahler weg und mache einen Bogen um sie. Man will ja nicht stören“, schmunzelt der Loddiner. Die Ersten am Morgen seien meist die Jogger. „Die nutzen wahrscheinlich noch die kühleren Temperaturen“, meint er. Nach den Joggern kämen die Bernsteinsucher, die Hundebesitzer und die Sonnenaufgangspaparazzi. So nennt Heiko Dröse die Frühaufsteher, die sich im Urlaub für ein romantisches Foto in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett quälten. Auch Familien mit Kindern seien oft schon kurz nach Sonnenaufgang am Strand.

Und zwischen Acht und Neun beginnt dann der normale Strandbetrieb. Zu dieser Zeit möchte keiner der beiden Beachboys mehr am Strand sein. „Denn oft haben die Leute wenig Verständnis dafür, dass wir dann noch unterwegs sind“, sagt Heiko Dröse. Er wünscht sich von den Strandbesuchern ein bisschen mehr Bewusstsein und Verantwortung für das eigene Handeln und ein bisschen mehr Verständnis und Respekt für die Arbeit der Strandreinigung.

Mit einem normalen Bürojob möchte Matthias Hengstler dennoch nicht tauschen. „Ich mache das seit neun Jahren und es ist immer noch das Schönste, den Tag am Strand zu beginnen“, schwärmt er.

Unser kleiner Strand-Knigge:

Müll entsorgen

Was man mit an den Strand genommen hat, sollte man auch wieder mit nach Hause nehmen. Oder wenn es sich um Müll handelt, an den entsprechenden Stellen entsorgen. Leere Plastikflaschen, Abfall, leere Keks- oder Pizzaschachteln sind kein Strandgut. Auch Zigarettenstummel gehören nicht an den Strand. Es dauert viele Jahre, bis so ein Filter zerfallen ist. Zudem nehmen spielende Kinder gern alles in den Mund, was sie finden. Raucher können allerorten Strandascher erhalten.

Hunde am Strand

Nicht jeder Strandliebhaber ist ein Hundefreund. Darum sollte man mit dem felligen Familienmitglied zum Strandsandtoben nur an die ausgewiesenen Hundestrände gehen. Zu finden sind diese Strandabschnitte zum Beispiel im A bis Z unter https://bernsteinbaeder-usedom.de/service/alles-von-a-bis-z/. Die Hundestrände sind zudem gut gekennzeichnet. Die Hinterlassenschaften des Vierbeiners, das versteht sich von selbst, sollte man aufsammeln und mitnehmen. An den Hundestrandaufgängen gibt es Beutelspender für den Hundekot.

Möwen füttern

Möwen zu füttern, ist nirgendwo gerngesehen und oft verboten. Auch wenn es für ein schönes Urlaubsfoto verlockend erscheint, den Vögeln etwas abzugeben – die Idee ist nicht gut. Nicht nur, weil sich die Möwen daran gewöhnen, etwas zu Futtern zu bekommen und sich das eine oder andere Fischbrötchen mit der Zeit dann sogar im Sturzflug aus der Hand stibitzen, ist das Füttern mit Brot zudem Tierquälerei. Im Brotteig stecken viele Inhaltsstoffe, die Wildtiere nicht vertragen und die den Tiermagen aufquellen.

Feuer am Strand

Grillen und offenes Feuer sind am Strand verboten.

Zelten am Strand

Ebenso ist das Zelten am Strand verboten. In den Bernsteinbädern gibt es viele, sehr gute Campingplätze direkt hinter der Düne, auf denen man auch nachts das Rauschen der Ostsee hört. Wer dennoch direkt am Strand schlafen möchte, hat in Ückeritz die Möglichkeit, in einem Schlafstrandkorb zu nächtigen.

Ein Spaziergang durch die Dünen

Da die Dünen ein wichtiger Hochwasserschutz sind, ist das Betreten oder Begehen der Düne verboten. Auch die Benutzung als öffentliche Toilette ist strengstens untersagt! Denn durch das Abtreten der Dünenbepflanzung verliert die Düne ihren Halt. Darum bitte auf den gekennzeichneten Wegen und Strandzugängen bleiben. Wer dennoch einmal durch die Dünen spazieren möchte, für den gibt es im Loddiner Ortsteil Kölpinsee einen wunderschön angelegten Dünenweg.

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