Traditionell gehört zu einem richtigen Festessen auf der Insel Usedom und so auch in den Bernsteinbädern eine knusprige Ente mit ordentlich Rotkohl. Ist das bei euch auch so? Oder seid ihr kulinarisch etwas ausgefallener unterwegs?
In den Bernsteinbädern geht es zum Christfest feinschmeckerisch hoch her. Viele Restaurants und Lokale haben sich auf das große Schlemmern eingestellt und sich Gerichte ausgedacht, nach denen sich Leckermäulchen alle zehn Finger lecken.
Ganz klassisch geht es zum Beispiel im Zempiner Inselhof zu. Bei Chefkoch Mathias Braun ist „Ente satt“ seit 2018 ein Muss. „Mit Kirschrotkohl und Kaiser-Klößen ist es doch das schönste Weihnachtsessen überhaupt“, schwärmt er. Das sagen sich auch unzählige Gäste, die sich alljährlich vom November an bis über die Weihnachtsfeiertage zum Entenessen im Inselhof anmelden. „Darunter sind viele Einheimische, für die Ente zum Fest gehört wie der Baum und die Geschenke“, sagt Mathias Braun.
Seine pommerschen Enten brutzeln, verfeinert mit Backpflaumen und Pflaumenmus, übrigens ganze anderthalb Stunden bei 140 Grad Celsius im Ofen. Der Rotkohl kommt bei Mathias Braun nicht etwa aus dem Glas. In seiner Küche ist der farbechte, aber sehr gesunde Kohl noch handgeschnitten. Und während die meisten zum Rotkohl Äpfel zugeben, kommen im Inselhof Süßkirschen und ein paar andere Zutaten, die der Chefkoch ganz geheimnisvoll für sich behält, an die Beilage.
Und was hat es mit den Kaiser-Klößen auf sich? Die haben nicht etwa etwas mit seiner kaiserlichen Majestät von anno dazumal zu tun, sondern sind nach dem Inselhofkoch Kaiser benannt, der das Rezept nach einer Weiterbildung in Thüringen mitgebracht hatte. „Wir können unseren Gästen also echte Thüringer Klöße kredenzen“, freut sich Hotelgeschäftsführer Krister Hennige. Und die haben’s in sich. Denn wenn die handgefertigte Spezialität erst einmal fertig ist, wiegt sie stolze 160 Gramm.
Wenn man dann als Gast am weihnachtlich geschmückten Tisch im Restaurant mit Achterwasserblick Platz nimmt, kann einem beim Auftragen des Festessens schon mal das Wasser im Mund zusammenlaufen. Denn es duftet köstlich. Wie sieht es bei euch aus? Brust oder Keule? Eigentlich schnuppe. Denn beim ersten Bissen in Brust oder Keule wähnt man sich im Inselhof im siebten Schlemmerhimmel.
Wer es dagegen ein bisschen außergewöhnlicher mag. Der sollte an Weihnachten unbedingt in Koserow bei Kelchs Restaurant vorbeischauen. Denn in dem Familienbetrieb kommt auf den Tisch, was der Vater von Restaurantbetreiberin Annette Krone-Block als passionierter Jäger vor die Flinte bekam. „Ob Hirschgulasch oder Wildschweinbraten – bei uns geht es an Weihnachten wild zu“, scherzt Annette Krone-Block. Schon beim Eintreten in den urig gemütlichen Gastraum mit den unzähligen, maritimen Antiquitäten, Raritäten und Skurrilitäten fühlt man sich in ein heimeliges Winterwonderland versetzt. Über den Stühlen stecken Zipfelmützenhussen. Ein großer Christbaum steht glitzernd und funkelnd an exponierter Stelle, so dass jeder und jede ihn bestaunen kann. Überall steht, hängt oder liegt Weihnachtsschmuck. „Wenn wir erst einmal mit dem Dekorieren angefangen haben, kennen wir kein Halten mehr. Dann sind wir im Weihnachtsfieber“, gesteht die Gastronomin.
In der vierten Generation betreibt die Koserowerin das Museumsrestaurant, das für seine guten Fischgerichte weithin bekannt ist, schon. Das Restaurant eines Tages zu übernehmen, war bereits ihr Kindheitstraum. Und sie liebt Weihnachten. „Natürlich gibt es neben Hirsch und Wildschwein auch ganz klassisch Rinderroulade mit Rotkohl und Klößen oder eines unserer Fischgerichte. Aber unser Highlight ist das Wild“, sagt sie. Für die beiden Weihnachtsfeiertage rät sie, einen Tisch zu reservieren. Denn Kelchs Winterwonderland ist rund um das Fest sehr gefragt.
Wer bei Kelchs in den Raum schaut, kann sich gar nicht satt sehen an den vielen Sammlerstücken und der süßen Weihnachtsdeko. Aber das ist auch gut so. Denn satt werden, soll man schließlich erst nach dem Genuss des Weihnachtsessens.
Auch ein Stück weiter südlich, im Bernsteinbad Ückeritz, geht es in der Advents- und Weihnachtszeit herrlich köstlich und kulinarisch lecker zu. Das Café Knatter am Achterwasser lädt bereits in der Adventszeit zum urigen Raclette ein. Ab vier Personen kann man es sich nach Anmeldung beim Schnacken, Weihnachtsliedersingen und Genießen rund um den heißen Stein gemütlich machen. Während obendrauf Garnelen, Fleisch und Fisch duftend vor sich hin brutzeln, kann jeder sein Pfännchen mit allem, was das Herz begehrt, bestücken und mit Käse überbacken. Gruppen bis 40 Personen können es sich bei dem winterlichen und kommunikativen Genussvergnügen gut gehen lassen. Unbedingt probieren, sollten Weihnachtsliebhaber den hausgemachten Birnenpunsch mit Zimt und Birnenstückchen. Er ist so süffig, dass man sich die Menge ob des Alkoholgehaltes gut einteilen sollte, wenn man nicht mit einem gehörigen Schwips nach Hause wanken möchte.
Am Heiligen Abend hat das Knatter zwar geschlossen, aber an den Weihnachtstagen selbst wird es in dem mit viel Liebe und einem Händchen für Dekoration geschmückten Restaurant richtig heimelig. Der Höhepunkt auf der extra kreierten Festtagskarte ist Skrei. „Der typische Winterdorsch von den Lofoten schmeckt mit weihnachtlichen Gewürzen wie Anis, Nelken und Orangen ganz besonders toll“, schwärmt Restaurantbesitzer Jörg Abert. Natürlich stünden auch Klassiker wie Ente und Hirsch auf dem Speiseplan. Dazu ein hausgemachter Eierlikör wahlweise mit oder ohne Mohn und die Festtagsstimmung ist perfekt.
Wer sich zum Weihnachtsfest also einmal etwas richtig Feines für den Gaumen in kuscheliger Atmosphäre gönnen möchte, ist in den Restaurants der Bernsteinbäder bestens aufgehoben. Und in dem ein oder anderen Lokal soll angeblich sogar der Weihnachtsmann anzutreffen sein. Haben wir gehört. Süßer die Glocken nie klingen…
Text: Sandra Grüning – Textwerkstatt Küstenkind
Fotos: Kelchs Fisch- und Museumsrestaurant Koserow & Henry Böhm – Usedomgalerie