Bernstein kulinarisch besonders

Hält man Bernstein gegen die Sonne, leuchtet er warm und verführerisch wie Honig. Aber ist Bernstein tatsächlich essbar?

Wer schon einmal auf Bernstein gebissen hat, weiß, dass er leider nicht nach Honig schmeckt. Aber Bernstein ist versteinertes Baumharz und enthält daher auch ätherische Öle wie Kampfer und Borneol. Beim Verbrennen von Bernstein kann man die ätherischen Öle wunderbar riechen.

Bernsteinsäure, in der die ätherischen Öle enthalten sind, kann aus den fossilen Harzklümpchen destilliert werden und gilt als unbedenklich, da der Körper sie verdauen kann. Doch wer schon einmal an Bernsteinsäure geschnuppert hat – bei einer Bernsteinmassage in der Hansekogge in Koserow zum Beispiel –, der wird die Nase rümpfen. Denn nach dem Geruch zu urteilen, muss Bernstein scheußlich schmecken.

Trotzdem hat die Lebensmittelindustrie die Bernsteinsäure für sich entdeckt und stellt sie sogar künstlich her. Sie hat die Bezeichnung E363. Wegen ihres sauren Umami-Geschmacks dient E363 als Säureregulator und Geschmacksverstärker. Da Bernsteinsäure sich nicht besonders gut in Wasser auflösen lässt, ist E363 zudem ideal für den Einsatz in pulverförmigen Lebensmitteln geeignet. Man kann sie darum vor allem in Getränkepulvern, Soßen und Brühen, Trockensuppen und Desserts finden. Auch als Kochsalzersatz ist die Bernsteinsäure im Einsatz. Und als Bestandteil bei der Weingärung soll Bernsteinsäure angeblich sogar dem Wein ein besonderes Aroma verleihen.

Doch jetzt mal Butter bei die Fische oder besser gesagt, ran an den Bernstein: Ob es wohl auch in den Bernsteinbädern oder auf der Insel Usedom Leckereien oder Köstlichkeiten aus Bernstein gibt?

Man muss schon ein wenig die Augen aufmachen, aber wer suchet, der findet. Wer gerne Kuchen isst, sollte sich die Bernsteintorte von Klaus Fricke im Zinnowitzer Garten-Café Waldesruh auf keinen Fall entgehen lassen. Der Kuchen aus Quark und Baiser mit dem bernsteinigen Namen ist dort ein echter Renner. Doch verrät der Café-Betreiber auch, dass die Entstehung der golden schimmernden „Bernsteine“ auf seiner Torte ein kleines Geheimnis sind. „Sie gelingt nicht immer. Und jeder Bäcker hat so seine Theorie, warum die Bernsteintupfen oben auf dem Kuchen erscheinen“, erzählt der Kuchenbäcker mit einem Augenzwinkern. Manche stellten ihn in den Kühlschrank, andere in die Sonne und wieder andere würden ihren Kuchen sogar besprechen. Sagenhaft schmeckt die Bernsteintorte auf jeden Fall.

Genauso wie der Bernsteinzucker aus Karls Erlebnisdorf in Koserow. Inmitten maritimer Köstlichkeiten ist er zu finden. Neben Rohrzucker und Kandis verleiht Vanille dem leuchtend braunen Zucker den gewissen Kick. Auch bei Anna und Paul in Loddin soll es ab Sommer Bernsteinzucker und sogar Bernsteinsalz zu kaufen geben. An Zweiterem probieren sich die Ladenbetreiber derzeit noch aus. Anna und Paul – das ist ein ganz besonderer Haus- und Hofladen in dem alten Fischerdorf am Achterwasser. Denn die hier offerierten Delikatessen nach Pommernart sind allesamt hausgemacht.

In dem kleinen Ladengeschäft gibt es noch weit mehr Bernsteiniges zu finden: Den Loddiner Bernsteinzauber und den Loddiner Bernsteinengel. Beides sind feingeistige Köstlichkeiten, die vollfruchtig auf der Zunge zergehen. Kein Wunder, schließlich ist der eine ein Fruchtfleischlikör und der andere ein klarer Fruchtlikör. Inhaltstoff ist hier jedoch leider kein Bernstein, sondern eine andere Küstenkostbarkeit, die gern mit dem Bernstein in Verbindung gebracht wird: Sanddorn. Sanddorn enthält jede Menge Vitamin C. Weit mehr als Zitronen oder Orangen. Wegen seiner gesunden Inhaltstoffe zählt Sanddorn gar zum Superfood. Anna und Paul stellen aus den gesunden Beeren neben Hochprozentigem auch Fruchtaufstriche, Honig, Säfte und sogar Senf her.

Die beste Sanddorn-Torte der Insel gibt es übrigens im Café Moritz in Koserow. „Ohne die geht hier nichts. Viele kommen nur ihretwegen“, verrät Bärbel Grambow, die Mutter der Café-Inhaberin. Trotz ihrer 70 Jahre steht sie noch immer jeden Morgen in der Backstube, um die Sanddorn-Torte zu backen. Seit 17 Jahren sei sie das Kuchen-Highlight des Cafés. Nicht weniger beliebt ist das Sanddorn-Eis der Grambows. Im Sommer sei das die meist verkaufte Sorte. Dass Sanddorn-Eis ein Bestseller auf der ganzen Insel ist, erzählen auch andere Eisverkäufer. Von Karlshagen bis zur Konditorei Wenisch in Ahlbeck lieben Schleckermäuler im Sommer das Eis aus der Zitrone des Nordens – wie Sanddorn auch genannt wird.

Aber zurück zum Sommersonnengold des Bernsteins. Mindestens genauso erfrischend wie so manches Eis, ist das Bernsteinbier, das der Brauer Jan Fidora in der Mellenthiner Schlossbrauerei herstellt. Es steht nur ab und an auf der Karte. Aber wenn, dann lohnt sich das Probieren. Denn im Bernsteinbier von Mellenthin werden tatsächlich auch ein paar echte Bernsteine mitverarbeitet und verleihen dem kühlen Blonden seine harzig urige Note.

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