Er ist Millionen von Jahren alt und sieht dennoch bezaubernd schön aus. Denn im Sonnenlicht leuchtet und funkelt er warm, als hätte er die Lichtstrahlen in seinem Inneren eingefangen. Die Faszination für den Sonnenstein – wie ihn die Griechen schon nannten – ist so alt wie die Menschheit selbst. Viele Menschen schrieben ihm neben seiner Schönheit auch eine heilende Wirkung zu. Bei Naturheilpraktikern ist er heute sehr beliebt.
Schon die alten Griechen banden ihn sich in Form von Amuletten als Gesunderhalter um den Hals. Für sie stand fest: Ein Bernstein in Ehren schützt vor Hexen und Dämonen und vor allerlei Dingen, die krank machen könnten. Sie hatten herausgefunden, dass Bernstein magnetische Eigenschaften besitzt. Warum sollte also ein Stein mit magnetischen Kräften, nicht auch Schmerzen und Krankheiten aus dem Körper ziehen können?
Der antike Arzt Plinius setzte ihn beispielsweise als Fieber senkendes Mittel ein. Dazu legte er ihn seinen Patienten in den Nacken. Pulverisiert und mit Rosenöl vermischt, half er bei Magenschmerzen. Auch Dioskurides, ein weiterer, antiker Arzt, hat den Bernstein in seinem Buch „Materia medica“ beschrieben. Bei ihm half er bei Stoffwechselproblemen. Der Stoffwechsel werde angeregt, diverse Entzündungen gelindert und die Durchblutung verbessert, heißt es da.
Im Mittelalter war Bernstein als Heilstein weithin bekannt. Er wurde bei Halsschmerzen genauso eingesetzt wie bei Herzzittern, galt sogar als eines der sechs wirksamsten Medikamente überhaupt. Er war also praktisch ein Allround-Heiler. Die berühmte Äbtissin Hildegard von Bingen experimentierte nicht nur mit Kräutern. Auch das fossile Harz hatte es ihr angetan. Sie schrieb ihm entgiftende Eigenschaften zu. Laut Agricola – einem der herausragenden Gelehrten der Renaissance – sollten Bernsteintinkturen sogar gegen die Pest helfen. Der Glaube an die Wunderwirkung des Honigsteins war also immens. Agricola entdeckte mittels Trockendestillation durch Erhitzen des Steins die Bernsteinsäure, die er für die Wunderwirkungen verantwortlich machte.
Noch bis in die 1930er Jahre hatte jede gut sortierte Apotheke Bernstein im Sortiment. Es gab Wässerchen, Pülverchen und Tinkturen mit Bernsteinsäure und Salzen versetzt gegen viele Leiden. Sogar der Mitbegründer der Mikrobiologie, Robert Koch selbst, untersuchte die Wirkung der Bernsteinsäure auf den Menschen und schrieb ihr eine immunstärkende Wirkung zu.
Auch heute glauben viele Menschen an die positive Wirkung des Bernsteins. In der Naturmedizin und in der Esoterik bei der Edelsteintherapie hat der Sonnenstein seinen festen Platz. Am besten könne er seine Energie direkt auf der Haut übertragen. Besonders gut funktioniere dies beim Solarplexus auf Herzhöhe zwischen den Rippen. Hat er sich nach ein bis zwei Tagen „entladen“, könne er in lauwarmem Wasser wieder aufgeladen werden.
Die erwähnte Bernsteinsäure wird in der Naturmedizin auch heute noch gerne verwendet. In warmem Wasser aufgelöst, kann sie als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Succinate – die Salze der Bernsteinsäure – sollen die Bewegungsfunktionen des menschlichen Organismus ankurbeln. Außerdem können sie dabei helfen, die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern und das Immunsystem zu stärken.
Zu den Hauptanwendungsgebieten des Bernsteins zählen Magenerkrankungen, Leber- und Gallenbeschwerden sowie Blasen- und Nierenschwäche. Auch bei Rheuma und Gicht soll Bernstein eine entzündungshemmende Wirkung haben. Denn er soll Abfallstoffe des Körpers abtransportieren und den Organismus von Entzündungen oder Reizungen befreien. Bei so manch zahnendem Kind soll er außerdem schon beruhigende Wunder vollbracht haben. In manchen Geschäften sind Babybeißketten und Schmeichelsteine gegen Nervosität aus Bernstein erhältlich.
Auch die Pharmaindustrie springt inzwischen auf den Bernstein an. Eben jene Bernsteinsäure findet als Inhaltstoff bei etlichen Medikamenten und Heilmitteln Verwendung. Und sogar in der Lebensmittelindustrie wird synthetisch hergestellte Bernsteinsäure verwendet. Sie hat die Bezeichnung E363 und wird als Säure-Regulator und Geschmacksverstärker in verschiedenen technischen und biochemischen Verfahren eingesetzt.
Unser Fazit:
So viel und gerne also Bernstein auch in der Volksmedizin Verwendung fand und findet, wirklich wissenschaftlich untersucht, wurden die bioaktiven Inhaltstoffe jedoch noch nicht umfassend. Was jedoch ganz sicher auch schon hier bei uns im Blog bewiesen wurde, ist der wohltuende Effekt einer Massage mit Bernsteinöl, wie sie das Hotel Hanse-Kogge in Koserow anbietet. Die wirkt nicht nur regenerierend. Sie regt die Durchblutung an und entspannt gleichzeitig ungemein. Und sie macht die Haut wunderbar weich.
Noch ein kleiner Schmunzelfakt zum Schluss:
In Russland wird Bernsteinsäure auch als Mittel gegen Alkoholismus verwendet. Denn sie soll das Verlangen nach Alkohol mindern. Selbst gegen den berüchtigten „Kater“ soll die Wundersäure helfen. In Russland gibt es Tabletten mit 0,1 % Bernsteinsäure, die innerhalb kürzester Zeit wieder arbeitsfähig machen. In Deutschland werden diese Tabletten allerdings leider nicht vertrieben.